Freitag, 13. Januar 2012

Wann ist ein Buch ein Buch?

Ein Plädoyer für das "klassische" Buch (und nebenbei auch für das lesen als solches)

Ich lese gern. Und ich lese viel. Im Grunde genommen lese ich fast alles, was mir zwischen die Finger und vor die Augen gerät (Liebesschmonzetten mal ausgenommen). Das ist schon so, seit ich als Dreikäsehoch das lesen gelernt habe. Ich habe dann zwar als Kind und Jugendlicher auch häufiger mal zu einem Comicheft und zur Bravo gegriffen, aber letztlich war für mich auch damals schon nur das lesen von Büchern "echtes" lesen. Neben Kinder- und Jugendbüchern aus dem seinerzeit in diesem Literaturbereich führenden Göttinger Jugendbuchverlag habe ich mich bereits recht früh auch für Sachbücher begeistern können. Vor allem alles, was mit Geschichte und Archäologie zu tun hatte, war für mich das Lesefutter schlechthin.  

Die Bücher waren meine Tröster, Mutmacher, Ablenker, Fröhlichmacher und mein Fluchtpunkt - kurzum: sie waren meine besten Kumpels (und sind es irgendwie auch heute noch). Innerhalb meines familiären Umfelds stieß meine Lesewut allerdings nicht unbedingt auf Verständnis. Als Kind der Arbeiterklasse hatte man sich nun mal eher für praktische Dinge zu interessieren und nicht für diese - Zitat - "alten Staubfänger". Nun gab (und gibt es auch noch heute) das Problem, dass ich zwei angeborene linke Hände habe. Basteln, werkeln, malen/zeichnen? Nein danke, das war nie meine Welt. Ebenso tendiert mein Verständnis für Technik/ Elektronik und somit auch das Interesse dafür sehr stark gegen Null. Meine Altersgenossen begeisterten sich für Autos, Motorräder, Flugzeuge, Eisenbahnen und die Technik, die hinter als auch in Fernsehern und allen anderen technischen/elektronischen Gerätschaften steckt, ich hingegen nur für Bücher und natürlich in erster Linie deren Inhalte. Es bedarf wohl somit keiner gesonderten Erwähnung, dass man es in einem derartigen Umfeld als "Bücherwurm" nicht immer ganz leicht hatte. Und obwohl das jahrzehntelange Viellesen von Büchern zu allen möglichen Themen bei mir zur Folge hatte, dass ich nun von so einigem ein bisschen weiß, nur von nichts was richtiges, behaupte ich ganz einfach mal: Es hat mir trotzdem nicht geschadet!

Heutzutage gibt es neben den "klassischen" Büchern noch diverse andere Möglichkeiten, dem Lesen zu frönen, so zum Beispiel E-Books. Ich für meinen Teil kann damit jedoch nichts anfangen. Und erst recht nicht mit Hörbüchern. Es erschließt sich mir einfach nicht, was das anhören von Romanen, Erzählungen, Geschichten und Gedichten mit richtigem lesen zu tun haben soll. Sowohl das lesen im Internet oder gar das hören von Hörbüchern sind für mich kein zufriedenstellender Ersatz für ein richtiges Buch. Ich muss zum lesen etwas in den Händen halten, jeden einzelnen Buchstaben vom Anfang bis zum Ende mit eigenen Augen sehen können. Ich muss verfolgen können, wie die Buchstaben zu Worten, die Worte zu Sätzen, die Sätze sich schließlich zu einer ganzen Geschichte verbinden. Nur so entstehen in meinem Kopf die zugehörigen Bilder, nur so macht sich meine Fantasie ihr eigenes Bild von Personen, Orten und Handlungen. Nur durch bloßes zuhören wird das bei mir nicht erreicht. Ebenso muss ich beim lesen das Geräusch hören, das beim umblättern der Seiten entsteht und auch den Papiergeruch in der Nase haben. Ich muss ein Buch sehen, es hören und riechen können. Für mich wird ein Buch dadurch sozusagen ein lebendes Wesen, ein realer Freund. 

Aus diesen Gründen bin ich seit jeher auch äußerst sorgsam mit meinen Büchern umgegangen. Selbst 30 oder 40 Jahre alte Bücher sehen immer noch so aus wie soeben erst frisch in der Buchhandlung erworben (naja, das eine oder andere aufgrund des dann doch unvermeidlich daran nagenden Zahnes der Zeit auch mal nur noch fast): Keine Risse und Knicke an den Schutzumschlägen, keine Eselsohren an und Flecken auf den Seiten usw. Ich bringe es nun mal nicht übers Herz, einem Buch auch nur den geringsten Schaden zuzufügen. Das ist aber unter guten Freunden schon naturgemäß reine Ehrensache. 

Ich weiß, die Herstellung "richtiger" Bücher erfordert leider das fällen von Bäumen. Ich finde es ja selbst durchaus bedauerlich, dass lebende Wesen zur Sättigung meines Lesehungers geopfert werden müssen. Nur ist es bis jetzt ja noch nicht anders machbar. Wie aber sollte ich sonst etwas zum "richtigen" lesen bekommen? Ich bitte darum alle BaumliebhaberInnen um Verständnis für meine in diesem Falle egoistische Denkweise und sie gleichzeitig dahingehend um Entschuldigung!

2 Kommentare:

  1. Hallo, lieber Hartzpeter,
    mir geht es ähnlich - auch ich liebe Bücher, nicht nur das Lesen, sondern auch das Anschauen, das Einsortieren (nach Fachgebiet und Autorenalphabet, versteht sich - nicht, wie es manche Leute tun, nach Farben und/oder Größe) und, jawoll, den Geruch, und kann mich (so denke ich jedenfalls bislang) mit sowas wie e-Books oder Apps nicht anfreunden (aber ich habe auch schon in manch anderer Hinsicht umgedacht - konnte mir seinerzeit z.B. nicht mal im Traum vorstellen, statt im Mini im wadenlangen Rock rumzulaufen; die Zeiten ändern sich eben doch - und wir ändern uns mit ihnen!).
    Hörbücher habe ich zwar selbst auch keine, könnte mir jedoch vorstellen, dass sie sehr praktisch sind, wenn man sie zur Aufmunterung nebenbei anhört - vielleicht auf längeren Autofahrten oder bei der Hausarbeit. Als Kind habe ich immer gern Hörspiele gehört - wie Sonntags um 14 Uhr den Kinderfunk oder, wenn ich krank im Bett lag, vormittags den Schulfunk... "Neues aus Waldhagen" fand ich toll!

    Liebe Grüße
    Saby

    PS: Ich bin, glaube ich, durch einen Deiner Kommentare bei Feynsinn auf Dein lesenswertes Blog gestoßen und schaue jetzt immer mal wieder rein, ob es was neues gibt...

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  2. Hallo Saby,
    als Kind hatte ich eine Hörspielschallplatte ("Winnetou I") und etwas später zwei Hörspiel-MC´s ("Das Vermächtnis des Inka" und "Kolumbus"). Aber auch damals schon habe ich lieber selbst diese Geschichten gelesen als sie mir nur als "Rollenspiele" anzuhören. Wie gesagt, selbst zu lesen war für mich immer schon die bessere Variante.

    Für Dein gelegentliches vorbeischauen hier danke ich Dir recht herzlich! Und für ein eventuelles Weiterempfehlen wäre ich natürlich ebenso dankbar!

    Morgen gibt es dann wieder was Neues an dieser Stelle.

    Lieber Gruß aus dem Harz
    Harzpeter

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