Mittwoch, 4. Januar 2012

Malochen bis der Arzt kommt?

Haben wir es doch immer schon geahnt - die Einführung der Rente mit 67 war erst der Anfang. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung - auch "die fünf Wirtschaftsweisen" genannt - empfiehlt die Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters auf 69 Jahre. Nun gut, dies soll langfristig und in zwei Stufen geschehen: Zunächst soll ab 2045 die Rente mit 68 und ab 2060 die Rente mit 69 kommen. Angeblich mache die zunehmende Überalterung unserer Gesellschaft diesen Schritt unausweichlich. Zudem rechne man zukünftig mit deutlich verbesserten Chancen für ältere Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt.

Und da war es soeben wieder, dieses Wörtchen, das unsere Wirtschaftsweisen bei ihren Einschätzungen und Prognosen immer wieder so gern benutzen: Man "rechnet damit". Oder man "geht davon aus, dass...". Tja, nur wissen tun sie es halt nicht. Auf mich wirkt diese ganze Vorhersagerei jener "Weisen aus dem Wirtschaftslande" sowieso schon seit eh und je wie reine Kaffeesatzleserei. Ich wüsste jedenfalls nicht, wann sie ihre Prognosen mal nicht immer wieder auf´s Neue nach - je nachdem - oben oder unten korrigieren mussten. Oder uns hinterher in weisen Worten erklärten, warum ihre Vorhersagen dann doch nicht so wie ursprünglich vorhergesagt eingetroffen sind. Oberweiser ist übrigens z.Zt. der Volkswirtschaftler Prof. Dr.Dr.hc.mult. Wolfgang Franz. Jener Herr Franz also, der selbst einen Mindestlohn von 3,-Euro für noch viel zu hoch hält und eine Absenkung des ALG II-Regelsatzes auf eine Höhe von 251,-Euro angeregt hat.

Aber zurück zur Rente mit 69. Hier geht es m.E. wie auch schon bei der Rente mit 67 um nichts anderes um eine weitere Absenkung des Rentenniveaus. Und da jahrzehntelang körperlich schwer gearbeitet habende Menschen in so einem Alter ja in ihrem bisherigen Beruf nicht mehr voll einsetzbar sind sollen sie ab einem bestimmten Alter dort "leichtere" Tätigkeiten ausüben oder einer anderen "leichteren" Beschäftigung nachgehen können. Selbstverständlich werden diese "leichteren" Tätigkeiten dann geringer entlohnt. So hat man gleich drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Es stehen der Wirtschaft noch mehr hervorragend qualifizierte und erfahrene Arbeitnehmer als Billigarbeitskräfte zur Verfügung, die Rentenansprüche der Betroffenen werden aufgrund der geringeren Entlohnung gleich mit nach unten korrigiert und dadurch bedingt wird die private Versicherungswirtschaft durch die steigenden Abschlüsse von Verträgen bezüglich einer zusätzlichen privaten Altersvorsorge noch weiter gefördert. Und vielleicht zieht man ja so ganz nebenbei auch mit ins Kalkül, dass einige Betroffene dann vor Erreichen ihres Renteneintritts bei der Arbeit oder nach Feierabend einfach aus den Latschen kippen (Herzkasper o.ä.) und somit die gesetzlichen Rentenkassen spürbar entlastet werden.

Das es sich mit der vermeintlichen Überalterung unserer Gesellschaft ebenso verhält wie mit dem Märchen vom Fachkäftemangel lässt sich übrigens sehr gut hier nachlesen und -prüfen:
http://www.flegel-g.de/2011-08-17-Demographie-Luege.html

Na denn, in diesem Sinne: Frohes Schaffen noch!

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