Montag, 20. Februar 2012

Wenn ich mir einen Bundespräsidenten backen könnte...

Nun werden wir ihn also doch noch als neuen Bundespräsidenten bekommen, den Herrn Gauck. Ein ebenfalls "vorerst Gescheiterter" wird nun also doch noch in das höchste deutsche Staatsamt gehievt. Einer, der sich anscheinend selbst bestens zu verkaufen und mit den Federn/Verdiensten anderer zu schmücken versteht. Wie sonst hätte er mit Ehrungen als "Freiheitskämpfer" nur so überhäuft werden können, obwohl er bis Oktober 1989 überhaupt nicht als DDR-Bürgerrechtler in Erscheinung getreten ist? Der erst auf den fahrenden Zug aufgesprungen ist als ihm sicher erschien, wohin dieser fahren würde. In meinen Augen ist dieser gelernte Pfarrer also so etwas wie ein "Gau(c)kler vor dem Herrn". Wie dieser "seltsame Heilige" gedanklich zu verorten ist, was seine Einstellung und Vorstellungen hinsichtlich politischer und gesellschaftlicher Themen angeht wurde anderenorts bereits ausführlich dargelegt: http://www.spiegelfechter.com/wordpress/7931/kandidat-der-herzen-ein-theologe-der-herzlosigkeit
Somit können wir uns eine weitere Beschäftigung mit diesem Herrn sparen.

Ich fände es ein interessantes Experiment, wenn mal ein Kandidat aufgestellt würde, der sich mit der Lebenswirklichkeit der Menschen in diesem Land wirklich auskennt. Einer/eine, der/die Sorgen, Ängste und Nöte eines Großteils der Bevölkerung am eigenen Leib verspürt hat. Jemanden der weiß, wie sich heutzutage der soziale Abstieg anfühlt, der praktische Erfahrungen mit Arbeitssuche, Leih- und Zeitarbeit, mit Aufstockerjobs und mit den Schikanen seitens der Argen und Jobcenter vorzuweisen hat. Jemanden, der die Interessen aller BürgerInnen vertritt, der ein wirklicher Vermittler zwischen den Interessen von Politik, Wirtschaft und "Normalbevölkerung" ist. Jemanden, der sich nicht von den Verlockungen und Annehmlichkeiten korrumpieren lässt, die so ein hohes Amt naturgemäß mit sich bringt. Jemanden, der eine klare Sprache spricht, der wenn nötig auch mal ganz offen sagt "Das ist Scheiße, so wie das derzeit läuft!". Jemanden, der ein wirklicher "Präsident der Herzen" ist und nicht ein medial als solcher aufgeblasener und uns untergejubelter.

Ich weiß, so ein Mensch würde sowieso nicht als Kandidat nominiert werden. Und ob es überhaupt solch einen "Übermenschen" gibt ist sowieso äußerst fraglich. Und backen kann ich übrigens auch nicht...

Dienstag, 14. Februar 2012

Die Sache mit der Kassenschlange

In der Kategorie "Merkwürdigkeiten des Alltags" widmen wir uns heute dem Unterthema "Wir haben doch keine Zeit". Vor allem in ihrer Freizeit, ob nun alltags oder am Wochenende, scheint vielen unserer Mitmenschen stets die Uhr im Nacken zu sitzen. Irgendwie haben sie es gerade während der eigentlich ihrer Erholung und Entspannung dienen sollenden Zeiten immer besonders eilig und somit ausgerechnet gerade dann überhaupt keine Zeit. Ein Beispiel unter vielen (weitere folgen in loser Reihenfolge) wäre das einkaufen. Gehen wir also jetzt einfach mal los. Kommen Sie bitte mal eben mit?

 Sodele, und schon sind wir da. Wir befinden uns jetzt bei unserem Lieblingsdiscounter und haben unseren Einkaufswagen mit allerlei notwendigen und weniger notwendigen Waren aus dem reichhaltigen Sortiment gefüllt. Wir legen nun mal immer wieder auch Teile in unser Wägelchen, die gar nicht auf unserem Einkaufszettel stehen und die wir zumindest jetzt eigentlich gar nicht benötigen würden. Es ist halt gerade im Angebot, ganz neu auf dem Markt, sieht doch so gut aus – irgendeine Begründung finden wir dafür ja immer. 
Wir haben nun alles beisammen und bewegen uns Richtung Kassenbereich. Natürlich hat wie gewohnt nur eine einzige Kasse geöffnet, wie wir an der uns endlos erscheinenden Schlange zahlungsfreudiger Kunden davor erkennen können. Also stellen wir uns hinten an und arbeiten uns Minute für Minute Zentimeter für Zentimeter Richtung Warenband vor. Im weiteren Verlauf wächst hinter uns die Zahl unserer Leidensgenossen stetig an.

Plötzlich und unerwartet schreitet eine Dame mittleren Alters, an ihrem firmentypischen Kittel eindeutig als Mitarbeiterin des Discounters zu identifizieren, die Schlange von hinten nach vorn entlang mit Kurs in Richtung Kasse Zwo. Es muss wohl nicht extra erwähnt werden, dass dies immer genau dann der Fall ist, wenn wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich das Warenband an Kasse Eins erreicht, unseren ersten Artikel aus dem Einkaufswagen vorgeholt und auf das Band gelegt haben. Wir vernehmen jetzt von weiter hinter uns herklingend ein mit hoffnungsfrohem Unterton ausgesprochenes „Machen Sie etwa jetzt die zweite Kasse auf?“. Sobald das aus dem Munde der dahin schreitenden Mitarbeiterin ausgesprochene knappe „Ja!“ verhallt ist gibt es in unserem rückwärtigen Bereich plötzlich kein Halten mehr! 
Wie bei einer Rinderstampede in einem klassischen Western bricht die Herde hinter uns aus und stürzt mit donnernden Hufen – äääh, Geklapper und Geschepper ihrer Einkaufswagen – der soeben geöffneten zweiten Kasse entgegen. Die zuletzt gekommenen Ansteher preschen dabei übrigens seltsamerweise immer als erste los. Bei dieser unkontrollierbaren Massenpanik kommt es nicht selten vor, dass uns das eine oder andere Wagenrad von schräg hinten her deftig gegen unsere Fersen und Hacken geknallt wird. Die gefühlte Heftigkeit des dabei entstehenden Schmerzes richtet sich neben der Wucht des Aufpralls im übrigen auch danach, ob man gerade zufällig Sandalen trägt. Aus einschlägiger Erfahrung heraus trage ich von daher auch bei hochsommerlichsten Temperaturen zumindest beim einkaufen niemals welche!

Ebenso klopft auch gern mal eine Ecke der Vorderfront eines solchen zum Rammbock umfunktionierten Einkaufswagens etwas deftiger an unserem Gesäßbereich an, was dort unter Umständen auch mal mehr oder weniger blaue Flecken hinterlassen kann. Macht aber nichts und den Mitgliedern dieser Sturmtruppen schon gar nicht, denn schließlich haben sie alle doch keine Zeit! Wir hingegen schauen zwischendurch immer wieder mal neidvoll zur Zweitkasse hinüber und ärgern uns mächtig. Denn wenn wir nur 5 Minuten länger getrödelt hätten, dann stünden wir jetzt auch dort drüben und das mit Sicherheit ganz vorn! 
Die Lage normalisiert sich aber recht bald wieder, auch wir sind irgendwann erlöst und können nach erfolgter Bezahlung endlich unsere Einkäufe im Kofferraum unseres Vehikels verstauen. 
Das soeben beschriebene Phänomen der Einkaufswagenstampede ist übrigens vollkommen wochentags-, tageszeit-, geschlechts- und altersunabhängig. Ob nun am Montag, Mittwoch oder Samstag, ob morgens, vormittags, mittags, nachmittags oder - je nach Öffnungszeiten - auch abends, ob Männlein oder Weiblein, ob jung oder nicht mehr ganz so jung: Sobald feststeht, dass Kasse Numero Zwo geöffnet wird, geht´s los damit.

Auf dem Kundenparkplatz fällt uns während unseres Ladevorgangs nun jedoch etwas ganz Erstaunliches auf: Von den zuvor unter unsäglichem Zeitdruck stehenden Kassenstürmern stehen doch tatsächlich zwei davon, dazu noch die beiden Rücksichtslosesten, zusammen und unterhalten sich! Und das auch noch in aller Gemütsruhe!!! Im Gegensatz zu vor 5 Minuten scheint jetzt auf einmal Zeit für sie keine Rolle mehr zu spielen, ganz im Gegenteil! Der Stress des vorausgegangenen harten Kampfes um den besten Platz an Kasse Nummer Zwei muss wohl erst mal abgebaut werden. Das kann, je nach Gesprächsthema, auch schon mal durchaus an die 20 Minuten dauern. Aber hier darf es das ruhig, denn schließlich haben sie ja jetzt endlich wieder Zeit...

Weitere Beispiele für "Niemand hat mehr Zeit für gar nichts" folgen dann zu gegebener Zeit. Und falls jemand Tipps bekommen möchte, wie wir wieder zu mehr Zeit in unserer Freizeit gelangen können, möge man/frau mich bitte einfach kontaktieren. Aber nach Möglichkeit bitte nicht während der Live-Übertragung eines bedeutenden Fußballspiels - da habe ich nämlich gerade keine Zeit!

Montag, 13. Februar 2012

Forderungen nach "einschneidenden Maßnahmen" - am lautesten fordern stets die Nichtbetroffenen

Zwingend notwendige und "mutige" Reformen, rigorose Sparmaßnahmen, drastische Einschnitte verbunden mit umfangreichen Streichungen und Kürzungen vor allem im Lohn-/Gehalts- und Sozialbereich, das alles natürlich stets alternativlos - seit Jahren schon bis einschließlich dem heutigen vergeht kein Tag, an dem wir von derartigen Begrifflichkeiten aus den Mündern unserer politischen und sonstigen "Leistungseliten" verschont bleiben würden. Im Zusammenhang mit den eingangs erwähnten Alternativlosigkeiten gibt es zudem eine stattliche Anzahl diesbezüglicher Forderer und Förderer, Erklärer und Begründer sowie Entscheider und Umsetzer. Äußerst interessant dabei ist nun, wer eigentlich zu dem vorgenannten Personenkreis gehört. Seltsamerweise sind nämlich genau diese ganzen Forderer, Erklärer Entscheider und Umsetzer selbst - und mit großer Wahrscheinlichkeit zumindest auch ihre engeren Familienangehörigen - von den für uns "Normalos" vor allem im finanziellen Bereich deutlich spürbaren negativen Auswirkungen dieser Maßnahmen überhaupt nicht betroffen. Und sie werden es aller Voraussicht nach auch niemals sein. Ob nun Politiker, Professoren sowie andere uns als "kluge Köpfe" dargereichte "Experten" oder Spitzenvertreter von Wirtschaftsverbänden - je nachdem fordern, erklären, entscheiden diese Persönlichkeiten entsprechend harte Einschnitte bzw. setzen derartige Entscheidungen um. Von allem, was sie der Allgemeinheit an "schmerzhaften Einschnitten" vermeinen zumuten zu müssen, werden sie persönlich dagegen davon nicht ein Fitzelchen berührt.

Die mit der praktischen Umsetzung solch gearteter Entscheidungen für uns "hier unten" überwiegend verbundene Verschlechterung unserer bisherigen Lebensverhältnisse und -umstände betrifft sie selbst bekanntlich in keinster Weise. Im Gegensatz zu uns bleibt für sie in dieser Hinsicht auch weiterhin alles wie gehabt. Kurzum: Mit der Beschneidung und ggf. auch bloß eines Teilverzichts bei den eigenen Privilegien (Stichwort z.B. Altersversorgung bei Politikern), Einkünften und Gewinnerwartungen sind unsere ansonsten doch so "mutigen" Reformwüteriche und Einspareiferer aus den fest geschlossenen Reihen der "Leistungseliten" eher von der feigeren Sorte.
Es wirkt auf mich jedenfalls sehr befremdlich, wenn vergleichsweise zur breiten Masse einige wenige finanziell Besser- und Bestgestellte von den vielen anderen, die über weniger hohe Einkünfte wie sie selbst verfügen, dahingehend gebetsmühlenartig Verzicht und Opfer einfordern. Wenn aber nun diejenigen "da oben", die alle anderen ihre Gürtel enger schnallen lassen wollen, trotzdem selbst immer dicker werden, dann sollten bei uns "hier unten" eigentlich so langsam mal alle Alarmglocken hell erklingeln.

Es ist halt immer leicht, von anderen etwas abzuverlangen, wenn man selbst davon ausgenommen bleibt. Gehöre ich zu den Menschen, die sich um ihre aktuelle und zukünftige finanzielle Situation nicht die geringsten Sorgen machen müssen, dann kann ich natürlich mal eben schnell von den weniger gut situierten "unter" mir mehr Bescheidenheit, Zurückhaltung und eine Minderung des Anspruchsdenkens einfordern. Selbstverständlich bin ich selbst jedoch nicht im Geringsten dazu bereit, meine eigenen hohen Ansprüche hinsichtlich Einkommen, Lebensstandard und Lebensqualität ebenfalls etwas herunterzuschrauben. Das sollen, ja müssen gefälligst nur die anderen "da weiter unten" tun. Das ist nun mal alternativlos, Punkt. 

Wir brauchen aber gar nicht mal so weit nach "oben" zu blicken. In unserer direkten Umgebung gibt es sie nämlich ebenfalls zuhauf, diese nicht selbst betroffenen Forderer. Picken wir uns einfach mal zwei Beispiele dazu heraus: Es gibt nicht wenige "NormalbürgerInnen", die hierzulande den Umfang von Sozial-/Transferleistungen (insbesondere im Bereich des ALG II) als viel zu hoch empfinden und dahingehend immer neue Kürzungen und Streichungen persönlich gutheißen würden. Die Mehrheit davon war jedoch noch nie von einem derartigen Leistungsbezug betroffen und wird es - zumindest der eigenen hoffnungsfrohen Auffassung nach - niemals sein: Beispielsweise der/die kleine Angestellte/ArbeiterIn im öffentlichen Dienst, diverse andere seit jeher und (vermeintlich) auch weiterhin fest im finanziell einigermaßen auskömmlichen beruflichen Sattel sitzende Zeitgenossen/innen oder auch nicht wenige RentnerInnen, die der falschen Hoffnung unterliegen, wenn die Regelsätze gekürzt würden, dann würden diese dort eingesparten Beträge zu einer Erhöhung ihrer Renten beitragen können. Auch diese MitbürgerInnen fordern von anderen aus ihrer Sicht "unter" ihnen stehenden Menschen Verzicht und Bescheidenheit. Nur bei ihnen selbst, da sieht es damit halt ebenfalls nicht so doll aus.

Im zweiten Beispiel nehmen wir einfach mal das Thema Ladenschluss/Ladenöffnungszeiten zur Hand. So manche unserer lieben Mitmenschen fänden es einfach nur Spitze, wenn sie 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche einschl. sämtlicher gesetzlicher Feiertage ihrer Bummel- und Shoppinglust ungehemmt freien Lauf lassen könnten. Vom Fernsehen wurden ja immer wieder einige diesbezügliche Interviews mit "Normalmichels- und michelinen" in den Einkaufsstraßen unserer Städte durchgeführt und nachfolgend ausgestrahlt. Was wurde da nicht geschwärmt: "Hach, das wäre toll, wenn man Samstagnacht nach der Disco gleich noch in ein Kaufhaus gehen könnte" z.B. Oder "Fände ich große Klasse. Manchmal weiß man an Sonn- und Feiertagen ja nicht, was man so machen soll. Da wäre es echt riesig, wenn man dann immer in die Stadt zum Einkaufsbummel gehen könnte". Es erfolgt dann die Frage "Und was ist mit dem Verkaufspersonal? Darunter sind ja nicht wenige Frauen/Männer mit Mann/Frau und Kindern zuhause, deren Familienleben dann noch mehr als so schon darunter zu leiden hätte." Antwort hierauf nicht selten: "Och, das ist interessiert mich eher weniger. Für mich zählt dabei ja in erster Linie  nur, dass ich in meiner Freizeit in die Geschäfte gehen kann. Ob andere dafür nun mehr arbeiten müssen und weniger Zeit für ihre Familien haben ist mir von daher eigentlich egal. Außerdem wird ja niemand dazu gezwungen, als Verkäufer/Verkäuferin zu arbeiten.". Also auch hier wieder die klassische Denke "Lasst die anderen ruhig Opfer bringen. Solange ich selbst davon unbetroffen bleibe oder gar einen persönlichen Vorteil daraus ziehen kann soll es mir völlig wumpe sein".

Es ist sowohl weiter "oben" als auch weiter "unten" anscheinend zuviel verlangt, sich in die Lage anderer Menschen hinein zu versetzen. Als Nichtbetroffene lassen sich nun mal schön einfach und bequem von anderen Menschen Verzicht, Bescheidenheit und Opferwille einfordern. Und wenn diese anderen mal nicht geneigt sein sollten, widerstandslos diese Forderungen zu erfüllen, dann sind das eben Chaoten, Anarchisten, unverbesserliche Sozialromantiker oder Leute, die einfach nur zu blöd sind zu verstehen, dass die mit der Umsetzung von "mutigen" Reformen und "alternativlosen" Sparmaßnahmen verbundene deutliche Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen nur gut für sie ist. Was die Klassifizierung der letztgenannten als "Blödiane" betrifft - davon bin allerdings auch ich betroffen...







Samstag, 11. Februar 2012

Hach, was wir heute alles wissen - wir wissen bloß nichts genaues...

Wir modernen und ach so aufgeklärten Menschen meinen gemeinhin, dass wir als Zeitgenossen des 21.Jhds.  über eigentlich alles so gut wie alles wissen. Schließlich wuchs das menschliche Wissen gemeinsam mit dem technologischen Fortschritt und den damit verbundenen immer besseren Möglichkeiten für Wissenschaft und Forschung stetig mit. Wir sind eben heute alle klüger als wie unsere Vorfahren vor 50, 100, 200 und immer weiter an Jahren, Jahrhunderten und Jahrtausenden zurück gerechnet. Zudem gibt es mehr als genügend studierte Experten aus allen nur denkbaren Wissenschafts- und Forschungsbereichen, die uns immer wieder in gelehrten Worten neue Daten, Fakten und Zusammenhänge aus ihren jeweiligen Fachgebieten vorstellen als auch erklären. Und nicht zuletzt durch das Internet wird sich das menschliche Wissen ab dem Jahr 2050 täglich verdoppeln (derzeit liegt dieser Wissens-Verdoppelungszeitraum zwischen 5 und 7 Jahren).

Dennoch hege ich fl fl* ob wir wirklich so viel wissen, wie wir alle einschl. Experten
                               fl fl
vorgeben zu wissen. (*= Zweifel über Zweifel)
                         
                                                                                   
Ich brauche z.B. bloß aus dem Fenster zu schauen. Laut Wetterbericht soll es hier in meiner Gegend heute eigentlich unbewölkt und sonnig sein. Tja, es soll halt nur - und das ja eigentlich auch nur eigentlich. Und was ist die Realität? Uneigentlich schneit es gerade aus dicht bewölktem Himmel. Auch sonst liegen die Meteorologen zumindest in meiner Ecke auffällig oft mit ihren Wettervorhersagen reichlich daneben. Ich kann wirklich nicht mehr aufzählen, wie oft statt des eigentlich angekündigten trockenen Wetters der Himmel über meiner Region trotzdem und gänzlich unbeeindruckt von derartigen Expertenmeinungen seine Schleusen geöffnet hat. Meines Erachtens gehört der Berufszweig "Meteorologie" in die Rubrik "Berufe, die die Welt nicht braucht". Denn schließlich meinen die VertreterInnen dieser Zunft ja nur, dass das Wetter morgen, übermorgen, nächste Woche usw. so wird wie sie es verkünden. Nur wirklich wissen tun sie es am Ende wohl dann doch nicht.

Auch andere gelehrte Experten verkaufen uns ihre persönliche Einschätzung als gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse. Nehmen wir z.B. Koryphäen aus dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften. Immer wieder erleben wir, wie sie z.B. vollmundig ihre Prognosen bezüglich des Wirtschaftswachstums, untermalt von großem Mediengetöse, der geneigten Öffentlichkeit präsentieren. Und wie oft müssen sie später ihre eigenen Prognosen in die eine oder auch mal andere Richtung aufs Neue korrigieren. Auch sie meinen oder glauben eben auch nur zu wissen, dass es eigentlich soundso kommen müsste - sofern denn nichts dazwischen kommt. Aber wissen tun sie es natürlich auch nicht so richtig. Auch hier ist bei allem nicht abzustreitendem vorhandenen Fachwissen und allergrößter Gelehrtheit in ihrem Spezialwissensgebiet dennoch auch stets ein bisschen Kaffeesatzleserei mit im Spiel.

Was historische Ereignisse und Personen anbelangt ist es im Grunde genommen doch auch nicht anders. Bei allen geschichtlichen Begebenheiten, die länger als wie 50 und mehr Jahre zurück liegen, war die Masse unserer heutigen Historiker schon mal gar nicht höchstselbst dabei. Anhand von zeitgenössischen Dokumenten in Wort und Bild, Zitaten usw. versuchen sie somit, sich und uns ein möglichst genaues Bild einer bestimmten geschichtlichen Epoche, der in ihr lebenden "einfachen" Menschen und bedeutenden Persönlichkeiten zu vermitteln. Am Ende bleibt aber bei aller Mühe, Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt bei der Recherche auch immer nur ein "Soundso müsste es damals gewesen sein" übrig. Sätze wie "Es gilt nach dem jetzigen Stand der Forschung als gesicherte Erkenntnis, dass..." sagen ja auch nur aus, dass es so, wie es der Historiker herausklamüsert hat, gewesen sein könnte. Was wirklich geschehen ist, über welche positiven oder negativen Charaktereigenschaften eine historische Persönlichkeit tatsächlich verfügte, wie der Bauer Ortwin im 14.Jhd. real lebte - das können halt wirklich nur Zeitzeugen unzweifelhaft wissen, die persönlich direkt mit den seinerzeitigen Ereignissen, Personen und allgemein vorherrschenden Lebensbedingungen sowie -umständen in Berührung gekommen sind. Praktisches erleben und erfahren waren und sind nun mal auch heute noch dem Wissen zuträglicher als jede noch so vermeintlich stichhaltige Theorie (gilt im übrigen für ausnahmslos alle Wissenschaftsbereiche und nicht nur für die Geschichtsforschung!).

Nehmen wir jetzt noch Fragen wie "Gibt es intelligentes Leben auf fremden Planeten?". Wir wissen zwar über das Weltall derzeit mehr als über unsere hier auf der Erde quasi vor der Haustür befindlichen Meere, aber trotzdem streiten sich Gelehrte und auch Nichtgelehrte immer wieder neu über diese Frage. Es gibt alle möglichen mathematischen Wahrscheinlichkeitsrechnungen bezüglich der Frage nach einer möglichen theoretischen Anzahl von Planeten mit erdähnlichen Lebensbedingungen, aber ob es tatsächlich überhaupt einen einzigen gibt, das weiß halt auch der größte Astronom nicht. Andererseits kann auch niemand sagen, ob in uns völlig unbekannten Galaxien nicht komplett andere Bedingungen für die Entstehung von Leben herrschen als bei uns hier in unserem universal betrachtet recht unbedeutenden Seitenarm der sog. Milchstraße. Es könnten dort ja ganz andere Gesetzmäßigkeiten und Grundvoraussetzungen hinsichtlich Biologie, Physik und Chemie gelten als wie hierzuerden. Natürlich gibt es nicht wenige mit dieser Thematik befasste Wissenschaftler, die felsenfest davon überzeugt sind, dass Leben im gesamten Universum ausschließlich nur unter erdähnlichen Bedingungen entstehen könne. Ebenso pochen sie unerschütterlich darauf, dass im gesamten und unendlichen (?) Universum überall und ausnahmslos z.B. die gleichen physikalischen Gesetzmäßigkeiten gelten würden. Da jedoch noch keiner von ihnen jemals so weit dort draußen gewesen ist können aber wohl auch sie es letzten Endes nicht absolut wissen.

Es gibt Fragen, auf die konnte, seitdem es die Menschheit gibt, bis auf den heutigen Tag auch der größte Gelehrte überhaupt noch keine Antwort geben. Und meiner eigenen Einschätzung nach wird darauf auch niemand - zumindest nicht zu seinen Lebzeiten - jemals eine Antwort finden können. Ich vermute das aber nur und weiß es natürlich nicht.
Seit undenklichen Zeiten steht z.B. die Frage im Raum "Warum sind wir Menschen überhaupt hier? Was ist der ursprüngliche und eigentliche Sinn unserer Existenz?". Darüber haben sich unzählige Philosophen über Jahrtausende hinweg den Kopf zerbrochen und mit qualmenden Köpfen alle möglichen diesbezüglichen Denkmodelle konstruiert. Manche davon mein(t)en zwar, für sich irgendwann dann doch die richtige Antwort gefunden zu haben, aber meinen bedeutet nun mal nicht wissen. Ebenso verhält es sich mit Fragen wie "Gibt es Gott oder eine andere wie auch immer geartete schöpferische `allmächtige´ und allwissende Kraft? Und wenn ja, wo ist er bzw. sie zu finden?". Man kann darüber unendlich viel nachdenken, streiten und nach Beweisen hinsichtlich der Existenz oder Nichtexistenz - je nach persönlicher Einstellung dazu - eines solchen "geistigen Überwesens" suchen; bitteschön, wem´s Spaß macht. Aber am Ende bleibt auch das nur eine reine Frage des persönlichen Glaubens an solch eine "Wesenheit" oder des nicht daran glaubens.
Und die größte und für viele Menschen entscheidendste aller Fragen überhaupt, sozusagen die im wahrsten Sinne des Wortes abschließende Frage "Gibt es ein Leben nach dem Tod und falls ja, wie sieht es aus?" dürfte selbst nach dem jetzigen modernen Stand der Dinge und Hochtechnologie ebenfalls kein noch lebender Mensch jemals endgültig beantworten können. Die wissenschaftlichen Auswertungen von Nahtoderfahrungen, Tonbandstimmen und anderen als solche betrachtete Signale aus dem Jenseits - all das sind lediglich Indizien dafür, dass es ein Leben nach dem Tod geben könnte. Und auch das ist wiederum nichts anderes als eine rein persönliche Glaubenssache. Bisher jedenfalls ist noch kein "richtig" Toter zurückgekehrt und hat über die Zeit nach seinem irdischen Ableben ausführlich Bericht erstatten können. Nichts genaues weiß man also auch hier wieder nicht.

Lange Rede, kurzer Sinn mal wieder: In vielen Bereichen glauben wir und unsere Sach- und Fachgelehrten nun mal lediglich etwas Bestimmtes zu wissen, aber dabei handelt es sich eben nicht um definitiv eindeutiges und absolut hieb- und stichfestes Wissen.
Naja, und ob die Menschheit bei aller "Klugheit", die sie im Gleichschritt mit dem fortschreitenden technologischen Fortschritt erlangt hat, gleichzeitig wirklich immer auch "schlauer" wie zuvor geworden ist, darüber lässt sich ebenfalls trefflich streiten. Für mich persönlich sieht es, wenn ich mich in der heutigen Welt so umschaue, jedenfalls nicht danach aus. Zumindest glaube ich das, weiß es aber nicht hundertprozentig...

Freitag, 10. Februar 2012

Assauers Alzheimer - und alle sind mit dabei

Die Nachricht traf nicht nur Fußballinteressierte wie ein Keulenschlag: "Stumpen-Rudi" Assauer leidet unter Alzheimer-Demenz! Ausgerechnet er, der Vorzeige-Macho schlechthin, der in seiner Funktion als Vereinsmanager den FC Schalke 04 aus den Niederungen des deutschen Profifußballs wieder nach oben gebracht hat - auch wenn es mit dem erneuten Gewinn der Meisterschale seit dem 7. und letzten Erfolg 1958 dann doch nicht so recht klappen wollte. Man mag es sich eigentlich gar nicht so recht vorstellen, dass diese Krankheit so einen "echten Kerl" wie Rudi Assauer überhaupt erwischen kann.
Der STERN widmet ihm samt seiner Krankheit prompt eine Titelgeschichte, andere große Tageszeitungen und Wochenmagazine berichten ebenfalls, selbst die Tagesschau bringt eine entsprechende Meldung und im ZDF wird eine halbstündige Doku über Assauer und seine Erkrankung ausgestrahlt. Wir alle sind quasi live dabei und das Interesse der Öffentlichkeit an der Berichterstattung ist riesengroß. 

Irgendwie komisch, denn wir bräuchten im Grunde genommen gar nicht die Zeitung aufzuschlagen oder den Fernseher einzuschalten, um hautnah an einer(m) Demenzerkrankten dabei zu sein. Wir bräuchten uns hierzu eigentlich lediglich ein bisschen genauer im engeren oder erweiterten Familienkreis oder in unserer unmittelbaren oder auch mal etwas entfernteren Nachbarschaft umzuschauen. Bei hierzulande derzeit ca. 1,3 Millionen Demenzerkrankten (Tendenz weiter stetig steigend) ist ein(e) davon Betroffene(r) mit Sicherheit auch in unserer Nähe vorhanden. Dumm dabei ist nur, dass wir an so eine(r)m Erkrankten "direkt vor Ort" jedoch ein eher geringeres Interesse zeigen als wie im Fall Assauer.

Ich erlaube mir übrigens zu dieser Angelegenheit meinen Senf dazu zu geben, da ich über 5 Jahre hinweg "am Stück" zunächst meine demente Mutter und gleich anschließend meinen Vater als "Einzelkämpfer" zuhause gepflegt habe. Ich möchte hier auch gar nicht weiter über diese Jahre berichten. Es war halt eine sehr harte "Schule", die aber dennoch zu meiner weiteren menschlichen Entwicklung und Reifung beigetragen hat - und das meiner eigenen Einschätzung nach durchaus erfolgreich. Es soll hier lediglich um das Interesse bzw. Nichtinteresse an Demenzerkrankten in unserem eigenen Umfeld gehen.

Viele von dieser Krankheit Betroffene ziehen sich, sobald sie im Anfangsstadium selbst bemerkt haben, dass "da oben" plötzlich etwas nicht mehr so ganz stimmig ist, zurück. Sie haben Angst, dass auch andere Leute etwas davon bemerken könnten, dass in der Folge davon über sie getuschelt wird, dass man sie für "bekloppt" hält usw. Sie schämen sich regelrecht für ihre Krankheit und meiden somit nicht zum engsten Familienkreis zählende Personen nach Möglichkeit. Das wöchentliche Damenkränzchen oder der bislang immer freudig besuchte Spielenachmittag der Kirchengemeinde, der Kegelclub oder sonstige Verein, in dem man jahrzehntelang aktiv war - von allem wird sich zurückgezogen. Und ihren nächsten Angehörigen gegenüber, denen sie ja nicht so leicht aus dem Weg gehen können, versuchen sie verzweifelt, ihre Erkrankung zu verbergen und die Fassade "Mit mir ist alles in Ordnung" weiterhin aufrecht zu erhalten. So weit, so schlecht.

Natürlich haben die "anderen Leute" schon vor diesem Rückzug festgestellt, dass mit der Gisela oder dem Jochen irgendwas nicht mehr stimmt. Schließlich hat sie/er in letzter Zeit etwas gerade erzähltes in der nächsten halben Stunde dreimal wiederholt. Oder es fielen ihr/ihm ums verrecken nicht der eine oder andere Vorname des jeweiligen Gegenübers ein. Natürlich wurde nachfolgend auch bemerkt, dass die Gisela oder der Jochen auf einmal nicht mehr am Kränzchen oder Kegelabend teilnehmen, aber was soll´s? Jede(r) muss schließlich selber wissen, was er /sie tut. Die werden schon ihre Gründe haben. 
Irgendwann trifft nun einer der "anderen" zufällig beim einkaufen einen von Giselas engeren Familienangehörigen und fragt z.B. "Sag mal, was ist denn mit deiner Mutter los? Die sieht man ja überhaupt nicht mehr.". Da die kurz vor diesem Zusammentreffen gestellte Diagnose des Facharztes den bereits von den Angehörigen gehegten Verdacht "Demenz" endgültig bestätigt hatte antwortet der/die Angesprochene wahrheitsgemäß "Sie hat Demenz und wagt sich deshalb nicht mehr unter die Leute.". Antwort darauf mit zutiefst betroffener Miene: "Ach Gott, das ist ja ganz schlimm. Nein, sowas aber auch - ausgerechnet die Gisela. Na dann grüß´ sie mal schön von mir und alles Gute! Ich muss jetzt schnell weiter, weil ich noch einiges zu erledigen habe.". Selbstverständlich wird diese Neuigkeit umgehend auch den anderen "anderen" zugetragen. Aber das war es dann auch. Von den "anderen", die sonst gern auch mal so ganz nebenher auf ein Käffchen bei Gisela vorbeigeschaut haben, lässt sich niemand mehr bei ihr blicken und das Leben im Kränzchen oder Verein geht auch ohne sie weiter seinen gewohnten Gang. Gisela "funktioniert" nun mal nicht mehr so wie früher, also aus dem Auge, aus dem Sinn mit ihr.

Auch die Nachbarn, mit denen Gisela über die Jahrzehnte hinweg stets ein sehr gutes Verhältnis hatte, zeigen die gleiche Reaktion, wenn sie von ihrer Erkrankung Kunde erhalten haben. Und sogar die Verwandtschaft in Form von Bruder, Schwester, Schwager, Schwägerin, Cousins, Cousinen, Nichten, Neffen usw. geht mit einem Schlag auf " Tauchstation". Gisela ist eben nicht mehr die vertraute und gewohnte Gisela, sie gehört darum auch irgendwie nicht mehr so richtig zu uns. Man kann mit ihr halt nicht mehr so recht was anfangen. Sorry, aber das ist nun mal leider so!
In meinem Fall hat übrigens während der gesamten 5 Jahre nicht ein einziger aus der zahlreichen und bis dahin eigentlich im Allgemeinen recht umgänglichen Verwandtschaft auch nur einmal verlauten lassen: "Falls du mal irgendwo Hilfe brauchen solltest, sag´ Bescheid!". Natürlich wussten alle sehr genau, dass ich die ersten 3 Jahre sogar "Alleinpfleger" für gleich zwei pflegebedürftige "Senioren" war. Falls man einem der "lieben Verwandten" mal begegnete gab´s aber immerhin einen aufmunternden Schulterklopfer, verbunden mit den Worten: "Also ich finde das wirklich ganz toll, wie du das mit deinen Eltern so machst und wie du das alles schaffst!" und damit hatte es sich dann aber auch. Aber das sei nur am Rande angemerkt.

Irgendwann kommt jedenfalls der Tag, an dem Gisela nicht mehr zuhause bleiben kann. Sie kommt beim allerbesten Willen nicht mehr allein zurecht und von den nächsten Angehörigen ist aus verschiedenen Gründen wie Berufstätigkeit, mangelnde körperliche und seelische Belastbarkeit, erreichen der absoluten Höchstgrenze der vorstehenden Belastbarkeit des bislang pflegerisch tätigen Angehörigen o.ä. niemand in der Lage, sie jetzt auch weiterhin in ihrer vertrauten Umgebung zu bemuttern. Also bleibt für Gisela nur der Weg ins Heim. Aber warum sollte es hier anders sein als wie zuvor zuhause? Von den "anderen" aus Kränzchen, Nachbarschaft und Verwandtschaft besucht sie auch hier niemand. Gisela existiert für diese "anderen" nur noch, wenn sie einem nahen Angehörigen über den Weg laufen: "Tach, Dieter, wie geht´s denn der Mutter?" - "Danke, für ihre Verhältnisse eigentlich recht gut. Man muss halt zufrieden sein." - "Naja, dann bestell ihr mal einen schönen Gruß von mir, wenn du wieder hinkommst. Tschüß, ich hab´s gerade etwas eilig.". Und das war es dann erneut mal wieder mit dem Interesse.

Nun gibt es mit Sicherheit mehr oder weniger gute Gründe für diese Verhaltensweise der "anderen" hinsichtlich der Kontaktvermeidung mit Gisela. Zum einen sind es mit Sicherheit Berührungsängste und Unsicherheiten: "Wie gehe ich richtig damit um?" bzw. "Wie verhalte ich mich Gisela gegenüber?". Zum anderen aber vermutlich auch Angst. Angst davor, quasi Auge in Auge mit dem konfrontiert zu werden, was mich selbst in vielleicht schon wenigen Jahren treffen könnte: "Sehe und erlebe ich Gisela jetzt, dann sehe und erlebe ich vielleicht mich selbst in 5, 10 oder 20 Jahren. Wenn ich jedoch Gisela nicht besuche, dann werde ich mit diesen unbequemen Vorstellungen auch nicht konfrontiert.". Die Kontaktvermeidung ist also meines Erachtens auch eine Art Selbstschutz und dient der Verdrängung hinsichtlich der Möglichkeit einer zukünftigen eigenen Demenzerkrankung.

Ich frage mich nun: Wieso vermeiden die meisten Menschen den direkten Kontakt zu Demenzkranken in ihrer unmittelbaren Umgebung, verfolgen aber mit großer Anteilnahme die Berichterstattung über Rudi Assauer? Wahrscheinlich weil er - neben der Tatsache, dass er natürlich ein Prominenter ist - für sie "weit weg" ist, sie ihn und seine Krankheit eben nicht direkt/real vor sich sehen und "live" erleben können. Sie werden folglich auch hier nicht mit der Möglichkeit einer späteren persönlichen Betroffenheit mit einer Demenzerkrankung "von Angesicht zu Angesicht" konfrontiert. Da kann man natürlich getrost aus der Ferne die Geschichte mitverfolgen - es ist halt unpersönlicher als wenn man sich "live und in Farbe" mit den Demenzkranken vor der eigenen Haustüre befassen würde.

Eine Anmerkung zum Schluss in eigener Sache: Derzeit arbeite ich an einer schriftlichen Auf-, Ab- und Verarbeitung meiner persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse während meiner Zeit als "Pflegeperson". Es gibt natürlich schon diverse Schriftwerke auf dem Buchmarkt, in denen pflegende Angehörige ihre diesbezüglichen Erfahrungswerte der daran interessierten Öffentlichkeit mitteilen. Um mich von diesen zumeist rein chronologischen Schilderungen der Ereignisse ein wenig abzuheben tue ich dies in Form von Essays (deswegen auch der Arbeitstitel "Demenz-Essays"), die sich neben der jeweiligen Phase der Krankheit auch etwas ausführlicher mit allem, was mit ihr in engerem Zusammenhang steht wie z.B. die erkrankten Angehörigen vor der Krankheit, ambulante Pflegedienste, die letztlich dann doch unvermeidliche Heimunterbringung, der in diesem Beitrag angesprochenen "Kontaktvermeidung" durch der/dem Erkrankten einst nahe stehende Personen u.ä. befassen. Es wird darin auch keine Selbstbeweihräucherung meinerseits betrieben. Ich gehe durchaus selbstkritisch mit meiner Tätigkeit als Pflegeperson um und verschweige auch nicht, dass sich während dieser Zeit nicht selten auch mal weniger "schöne" Gedanken und Gefühle wie z.B. Wut, manchmal sogar regelrechter Hass auf die mir anvertrauten Menschen, bei mir einstellten. Es gibt zudem zur "Auflockerung" zwischendurch auch immer wieder mal etwas eher ungewöhnlichere Abschnitte wie z.B. ein - logischerweise rein fiktives - "Interview mit der Demenz".
Ganz Profi, der er nun mal trotz allem immer noch ist, vermarktet Rudi Assauer seine Krankheit natürlich ebenfalls in Buchform, um daraus nicht zuletzt auch einen finanziellen Gewinn zu ziehen. Der Erfolg seines Buches dürfte aufgrund der großen medialen und dadurch gewährleisteten auch allgemeinen öffentlichen Aufmerksamkeit durchaus vorprogrammiert sein.
Wetten, dass ich hingegen für mein "Werk" keinen Verlag finden werde? Und falls auf unwahrscheinlich-wundersamerweise doch, dass sich die Verkaufszahlen dann in einem höchst überschaubaren kleinen Rahmen halten dürften? Mein Name ist nun mal nicht Rudi Assauer, ich kenne auch leider nicht die "richtigen" Leute, die die notwendige Fürsprache für eine Veröffentlichung bei einem Verlag einlegen könnten. Ich bin halt lediglich auch nur einer von vielen vor der eigenen Haustür meiner Nachbarn sowie der sonstigen "anderen" und von daher nicht weit genug von ihnen entfernt - so wie eben der "Stumpen-Rudi".

Donnerstag, 9. Februar 2012

Knastbruder "Leistungsträger"?

Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe hat geurteilt: Wer Steuern in Höhe von mehr als einer Million Euro hinterzieht muss in der Regel eine Haftstrafe ohne Bewährung antreten!
Das liest sich für uns "einfache" BürgerInnen zunächst mal ganz "gut" und wir denken so bei uns: "Na, da scheint wohl doch so langsam ein erster Schritt in Richtung gerechtere Gesellschaft getan zu werden". Doch kommen mir beim näheren hinsehen dann doch gewisse Zweifel hinsichtlich der zukünftigen praktischen Umsetzung dieses Urteils auf. Zunächst einmal heißt ja "in der Regel" das gleiche wie "grundsätzlich" und beides beinhaltet nun mal die Möglichkeit von Ausnahmen. In diesem Urteil kommen nun die darin erwähnten "besonders gewichtigen Milderungsgründe" nach intensiver Prüfung des jeweiligen Einzelfalls als Ausnahmemöglichkeit zur Aussetzung einer solchen Haftstrafe zur Bewährung ins Spiel. Ob und wann ein derartiger gewichtiger Milderungsgrund vorliegt dürfte wohl im Ermessen der zuständigen Richter- und Staatsanwaltschaft liegen. 

Ich denke mal, man wird dort bei dem finden von besonders gewichtigen Milderungsgründen schon recht findig sein, insbesondere falls "erfolgreiche Unternehmer", irgendwelche TV-Lieblinge oder Sportgrößen sich dummerweise beim Steuerbetrug erwischen ließen und vor dem Steuerkadi gelandet sein sollten: Das Unternehmen des Angeklagten kann schließlich nicht ein oder zwei Jahre ohne seinen "Kopf" bleiben, da es dadurch erhebliche Wettbewerbsnachteile hätte und somit ggf. vom Markt gedrängt werden könnte z.B. Oder das Unternehmensimage könnte durch eine Verurteilung des "großen Zampanos" an der Unternehmensspitze zu einer Gefängnisstrafe derartig Schaden nehmen, dass es ebenfalls nicht wieder gut zu machende Wettbewerbsnachteile davon tragen würde. Oder aber die Karriere des TV-Lieblings oder Sportstars würde während des Haftzeitraums unterbrochen, er deswegen in seinem Metier evtl. nach der Haftentlassung nicht wieder Fuß fassen können und ihm somit die Existenzgrundlage entzogen werden (er kann ja nun mal nichts anderes) und ähnliches. Mit ein bisschen gutem Willen wird sich da schon irgendwie irgendwo bestimmt ein solch gewichtiger Milderungsgrund finden lassen. Naja, und wenn mal einer von den "richtig Großen" auf der "Arme-Sünder-Bank" sitzen sollte ist er ja allein schon aufgrund seiner Persönlichkeit und/oder Tätigkeit systemrelevant und somit automatisch zu einer Bewährungsstrafe zu verurteilen - das immer wieder gern genommene "Too big to fail" halt. 

Da ja auch weiterhin die Möglichkeit besteht, gleich in der ersten Instanz einen kleinen Handel zwischen Angeklagtem/Verteidigung, Staatsanwalt und Richter abzuschließen ("Mein Mandant erklärt sich dazu bereit die Summe X zu zahlen, wenn das Verfahren danach gegen ihn eingestellt wird"), dürfte von dieser Möglichkeit zukünftig noch stärker als bisher Gebrauch gemacht werden. Normalerweise wird ja nach so einem "kleinen Geschäft unter guten Freunden" von keiner der daran beteiligten Seiten Revision eingelegt und die Angelegenheit ist für alle Beteiligten folglich damit erledigt. Wenn nun demnächst in Steuerverfahren so ein verstärkter "Erstinstanz-Handel" einsetzen sollte dürfte dadurch die Steuergerichtsbarkeit natürlich erheblich entlastet werden, da ja selbst besonders widerborstige Naturen unter den Angeklagten die Möglichkeit einer Verurteilung zu einer tatsächlichen Haftstrafe bei einer Neuverhandlung in nächsthöherer Instanz abschrecken dürfte. Vielleicht hatte der BGH bei dieser aktuellen Bestätigung seines bereits im Jahr 2008 erlassenen diesbezüglichen Urteils ja aber auch diese spürbare Entlastung der Steuerjustiz zumindest ein wenig mit im Auge. 

Natürlich dürften unsere "Leistungs(weg)träger" jetzt erst mal wieder laut aufbellen: "Damit werden die Leistungsträger endgültig aus unserem Land verscheucht!" und ähnlich altbekannte verbale Beißreflexe. In den Leserkommentarbereichen diverser Onlineausgaben größerer Tageszeitungen klang ähnliches ja schon durch. Dort drohen einige dieser selbsternannten "Steueropfer" als Reaktion auf das BGH-Urteil bereits damit, mitsamt ihrem Geld dieses unser Land baldmöglichst verlassen zu wollen. Und selbstverständlich wird von dieser Seite her auch mal wieder munter die Sozialismuskeule geschwungen, von Neid und Steuernotwehr gefaselt, da man halt einfach keine Lust mehr habe, von seinem eigenen hart erarbeiteten Geld diese ganzen Habenichtse und Versager mit durchzufüttern. Nix Neues also, alles schon zigtausend und mehr Male von "Leistungsträger"seite her so gelesen und gehört. Dazu dann noch als i-Tüpfelchen Fragen wie "Und wieviele der 6 Millionen ehemaligen Stasi-Spitzel werden dann jetzt auf uns Leistungsträger angesetzt?". Naja, die beruhigen sich schon wieder, wenn sie erst mal festgestellt haben, dass sich trotz des BGH-Urteils für sie persönlich letzten Endes doch nichts ändern wird. Der Knastbruder Leistungsträger wird wohl auch weiterhin nur ein feuchter Traum von uns neidischen Besitzlosen bleiben. 



Montag, 6. Februar 2012

Die Sache mit dem Reset

In einer neuen Kategorie "Merkwürdigkeiten des Alltags" sollen hier zukünftig auch aus meinem eigenem erleben und beobachten heraus "wunderliche" Verhaltensweisen der BundesbürgerInnen sowie sonstige Seltsamkeiten im ganz normalen Alltagsleben unter die Lupe genommen werden. Aus aktuellem persönlichem Anlass soll nun mit dem Thema "Reset" der Anfang gemacht werden.

Wir alle sind mittlerweile mehr oder weniger freiwillig mit allerlei technischen Gerätschaften ausgestattet, die uns das Leben erleichtern und am technischen Fortschritt teilhaben lassen sollen. Insbesondere wenn man Telefon, Internet und Fernsehen zeitgemäß nutzen will, soll oder muss ist man zur unweigerlichen Verwendung von Gerätschaften wie eines DSL-Modems oder eines Digitalreceivers gezwungen. Solange die Dinger funktionieren ist das alles wunderbar. Aber wehe es funktioniert mal was nicht - dann  kann es mitunter ganz schön nervenaufreibend werden.

Wir wollen z.B. ins Internet, bekommen jedoch auf unserem Monitor die Meldung "Es kann keine Verbindung zum Server hergestellt werden" serviert. Wir schauen nunmehr zum DSL-Modem und stellen fest, dass an dem Display dauerhaft ein rotes Lichtlein leuchtet. Oder in einem anderen Fall von den grünen Lichtern auch mal gar keins. In einem anderen Beispiel schalten wir unsere Flimmerkiste ein und sehen statt bunter Bilder im wahrsten Sinne des Wortes nur noch schwarz. Die Nachricht "Signal kann nicht entschlüsselt werden" erscheint kurz darauf und wir gucken erst mal etwas verwirrt in die Röhre. In beiden Fällen suchen wir nun verzweifelt die zugehörige Geräteanleitung (die liegt ja bekanntlich nie da, wo sie unserer felsenfesten Überzeugung nach eigentlich liegen müsste). Nachdem wir selbige - allerdings eher zufällig - dann doch irgendwo zwischen alten Familienfotoalben entdeckt haben weist uns das Inhaltsverzeichnis den Weg zur Seite "Hilfe bei technischen Störungen". Wir finden dort tatsächlich unser Problem beschrieben, dazu erhalten wir die Empfehlung "Führen Sie zunächst einen Reset durch". Wir resetten jetzt natürlich wunschgemäß und getreu der Anleitung munter drauflos. Um ganz sicher zu gehen lassen wird das betreffende Gerät natürlich noch ein wenig länger als wie in der Beschreibung empfohlen vom Stromnetz getrennt gelassen. Aber Pustekuchen - auch jetzt ist am Modem auch weiterhin nur das rote Lämpchen oder gar keines zu sehen bzw. bleibt die Mattscheibe stur und somit verdunkelt.

Da wir hinsichtlich der Geheimnisse sämtlicher technischer Apparaturen leider recht unbeschlagen sind finden wir nach erneuter aufwändiger Suche die Nummer einer Hotline des technischen Kundendienstes des entsprechenden Anbieters unseres Vertrauens (oder des einzigen, der uns in unserer abgelegenen Region zur Verfügung steht) und wählen hoffnungsfroh besagte Nummer. Ab jetzt wird´s dann richtig spannend! Zunächst einmal erklärt uns nach mehrmaligem tuten eine zumeist weibliche Stimme vom laufenden Band "Alle unsere Mitarbeiter befinden sich derzeit in einem Kundengespräch. Sowie der nächste Mitarbeiter frei ist werden Sie umgehend dorthin weitergeleitet.". Es ertönt hiernach Musik, die für mich häufig irgendwie so klingt, als ob ein drei- oder vierjähriges Kind seine ersten Geh- bzw. Spielversuche auf einem speziell für diese Altersklasse konzipierten Keyboard unternimmt. Unterbrochen wird die endlose Dudelei zwischendurch immer wieder durch eine gelegentliche Wiederholung des uns von der Tonbandstimme bereits zuvor ins Ohr gesäuselten Textes. Das "umgehend" ein dehnbarer Begriff ist ist uns natürlich bewusst. Meine persönliche Rekordzeit für "umgehend" betrug einmal satte 93 Minuten. Nun gut, ich hätte nach 5 Minuten durchaus auflegen und nachfolgend immer wieder mal neue Anrufversuche tätigen können, aber an diesem einen Tag wollte ich es halt einfach mal ganz genau wissen. Das Dudeln ist allerdings noch heute nicht völlig aus meinen Gehörgängen verschwunden.

Wie auch immer, irgendwann macht es dann doch noch plötzlich "Krrrk" im Hörer und es geht in etwa weiter wie folgt:
"Guten Tag, mein Name ist Sandy Lohmann," - weibliche, noch recht jung klingende Stimme -  oder "Hallo, Sie sprechen mit Kai Brinkmeyer", - männliche, ebenfalls noch genauso recht jung klingende Stimme - "was kann ich für Sie tun?". Wir beschreiben nach erfolgter Angabe unserer Kundendaten jetzt so detailliert wie es uns unser mangelhaftes technisches Verständnis gestattet in ruhigem freundlichem Tonfall unser Problem, wobei uns unser Gegenüber am anderen Ende der Leitung (hoffentlich) aufmerksam zuhört. Nach Beendigung unserer Ausführungen meldet sich die junge Stimme mit den Worten zurück "Führen Sie am besten erst mal ein Reset am Gerät durch. Sie wissen, wie das geht?". Wir antworten wahrheitsgemäß: "Ja, das weiß ich. Außerdem habe ich das bereits soeben gemacht, hat aber nichts gebracht." "Hm, tja, äh...Ich bin noch nicht solange hier und von daher noch nicht so ganz vertraut mit solchen Dingen. Ich verbinde Sie am besten mal eben weiter. Einen schönen Tag noch für Sie." Krrrk, dudeldudel, krrrk. Junge männliche Stimme: "Guten Tag, Sie sprechen mit Sven Petersen, was kann ich für Sie tun?". Es folgt erneut eine ausgiebige Problemschilderung. Doch kurz bevor wir "Einen Reset habe ich aber bereits durchgeführt" anfügen können fällt uns der freundliche junge Mann ins Wort: "Da führen Sie am besten zunächst einen Reset am Gerät durch. Sie wissen, wie das geht?". Wir weisen ihn nun ebenso freundlich auf das von uns schon getätigte Reset hin. "Ach so, ja, äh, hm...Ich verbinde Sie dann mal eben direkt mit der Technik. Einen schönen Tag wünsche ich Ihnen dann noch!". Krrrk, dudeldudel.

Während der jetzt etwas länger andauernden Beschallung bis zum nächsten Krrrk stellt sich uns die Frage: Wieso verbindet der Typ da uns jetzt direkt mit der Technik, wenn wir doch die Hotline-Nummer für technische Störungen angerufen haben? Bevor uns nach angestrengtem Überlegen eine realistische Erklärung für dieses Phänomen einfallen könnte macht es jedoch wieder Krrrk: "Guten Tag, mein Name ist Stefan Grünberger, was kann ich für Sie tun?" (wieder junge Stimme). Wir beginnen nun zum dritten Mal mit unserer Problemschilderung. An deren Ende versuchen wir - aus vorhergehender Erfahrung klug geworden - diesmal ganz ganz schnell noch ein "Aber ein Re..." hinterherzuschicken, aber weiter kommen wir einfach nicht. Stattdessen klingt uns ein wohlvertrautes "Führen Sie am besten erst mal ein Reset am Gerät durch. Sie wissen, wie das geht?" entgegen. Irgendwie haben wir jetzt das Gefühl, dass wir so langsam unserem Gehirn vielleicht auch mal sicherheitshalber ein Reset zukommen lassen sollten. Unserem mittlerweile recht bemüht freundlich klingenden Hinweis auf die bereits erfolgte Resettung des Geräts folgt aus dem Hörer: "Tja, ich kann von hier aus ja nicht richtig beurteilen, woran das noch so liegen könnte. Ich leite Ihre Mitteilung dann mal eben an einen unserer Techniker weiter. Der wird sich dann umgehend mit Ihnen in Verbindung setzen und einen Termin ausmachen. Einen schönen Tag noch wünsche ich Ihnen.". Krrrk, tut tut tut. Äh, wie jetzt? War das eben kein Techniker? Der Kollege davor wollte uns doch direkt mit der Technik verbinden oder haben wir das falsch verstanden? Und wie war das doch gleich? Hat dieser vermutlich nichttechnische Hotline-Techniker gerade was von "umgehend" erwähnt? Uns schwant dabei nichts Gutes und so kommt es dann auch.

Da es hier aber ausschließlich um das Thema "Reset" geht wollen wir lediglich kurz anmerken, dass der Techniker sich dann doch irgendwann nach umgehend ca. einer Woche gemeldet hat, um noch mal 14 Tage später persönlich zu erscheinen und das Problem zu beheben. Wir wollen aber nicht meckern, denn im Grunde genommen haben wir dabei sogar noch richtiges Glück gehabt. Bei einer Bekannten mit einem entsprechendem gerätetechnischen Problem hat sich trotz mehrmaliger Nachfrage ihrerseits auch nach über einem Jahr bis heute noch kein Techniker "umgehend" mit ihr in Verbindung gesetzt. Im Vergleich dazu haben wir mit unserem Techniker regelrecht einen Sechser mit Superzahl gelandet.

Kleiner Tipp zum Schluss: Sollten bei Ihnen während des Lesens dieses Beitrags irgendwelche wie auch immer gearteten Störungen aufgetreten sein - führen Sie zunächst erst mal ein Reset durch! Sie wissen, wie das geht?

Freitag, 3. Februar 2012

Antwort unserer Verfassung auf den offenen Brief vom 01.02.2012

Sehr geehrter um mich besorgter einfacher Bürger,

für Ihr Schreiben vom 01.02.2012 danke ich Ihnen recht herzlich. Ihre Sorge um den Umgang mit mir sowie den in mir enthaltenen Artikeln durch elitäre Kreise ehrt mich durchaus. Natürlich habe ich registriert, dass mit mir von dieser Seite her, aber auch durch die eigentlich zu meinem Schutz eingerichteten Institutionen, zunehmend Missbrauch getrieben wird.
Ich selbst kann mich dagegen nur schwerlich zur Wehr setzen, denn ich bin ja im Grunde genommen nur ein bedrucktes Stück Papier. Und Papier ist nun mal von seinem Naturell her sehr geduldig.

Von daher wäre es zwingend erforderlich, dass Sie und Ihre MitbürgerInnen verstärkt ein wachsames Auge auf mich gerichtet halten würden. Eigentlich müsste das eine Selbstverständlichkeit für Sie sein, denn es sollte zwischen uns normalerweise ein Verhältnis des gegenseitigen geben und nehmen vorherrschen: Ich gebe Ihnen meinen Schutz und Sie schützen im Gegenzug mich durch Ihre Wachsamkeit hinsichtlich des Umgangs mit mir durch besagte elitäre Kreise.

Doch leider müssten Sie und Ihre Mitbürger und Mitbürgerinnen dazu erst einmal Ihr Desinteresse, Ihre Trägheit und nur allzu leichte Manipulierbarkeit, nicht zuletzt auch durch die Medien, ablegen. Natürlich mag es für Sie alle viel bequemer sein, andere für sich denken zu lassen. Doch ohne ein gesteigertes Interesse Ihrerseits an den Vorgängen, die sich auf den politischen und wirtschaftlichen Führungsebenen unseres Landes abspielen, können Sie nun mal Ihrer Verpflichtung zur Wachsamkeit bezüglich Angriffen von oben gegen meine Person und meine Inhalte nicht ausreichend nachkommen:

- Sie hinterfragen vieles, was dort oben geschieht und entschieden wird, einfach viel zu wenig.
- Sie sind zu leichtgläubig und lassen das eigenständige nach- und mitdenken zu sehr vermissen.
- Sie informieren sich nicht genügend über die wahren Zusammenhänge und Hintergründe der dort oben      getätigten Entscheidungen.
- Sie lassen sich viel zu schnell auf irgendwelche "Nebenkriegsschauplätze" ablenken.
- Sie sehen, lesen, hören und glauben viel zu sehr nur das, was Sie sehen, lesen, hören und glauben wollen.

Vergessen Sie bitte niemals: Jeder Angriff elitärer Kreise gegen mich und meine Inhalte stellt gleichzeitig auch einen Angriff gegen Sie bzw. Ihre Freiheits- und Bürgerrechte dar! Überwinden Sie daher möglichst bald Ihre Trägheit, Ihr Desinteresse und Ihre Manipulierbarkeit, denn nur so können Sie mir den in diesen Zeiten so dringend von mir benötigten Schutz gewährleisten. Letztlich sind es doch Sie, die Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland, die die wahren Verfassungsschützer sein sollen!

Meine Schöpfer haben Sie durch den von Ihnen in Ihrem Brief vom 01.02. d.J. bereits angesprochenen Artikel 20 ausdrücklich dazu legitimiert:


Artikel 20 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland


(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.

(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.
(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.
Ich bitte Sie, die Bürger und Bürgerinnen dieses Landes, mit diesem Artikel 20 ausdrücklich um meinen und meiner Inhalte Schutz! Seien Sie also bitte endlich wachsam und tragen Sie dafür Sorge, dass ich nicht weiterhin verbogen, gebeugt und missbraucht werden kann!
Ich danke Ihnen im Voraus für Ihre dahingehenden Bemühungen recht herzlich und verbleibe mit den allerbesten Wünschen für Sie und unser Land
Ihre Verfassung der Bundesrepublik Deutschland

Mittwoch, 1. Februar 2012

Offener Brief an unsere Verfassung

                                                Irgendwo im Nirgendwo der Bundesrepublik
                                                Deutschland, 01.02.2012


Sehr geehrte Verfassung der Bundesrepublik Deutschland,

ich hoffe, Ihre persönliche Verfassung ist Ihrem eigenen Empfinden nach zumindest noch einigermaßen zufriedenstellend. Ich hege nämlich aufgrund aktueller Ereignisse daran inzwischen erhebliche Zweifel.

Aber werfen wir zum Beginn dieses Briefes zunächst einen kurzen Blick zurück: Sie wurden seinerzeit von Ihren Schöpfern mit den allerbesten Absichten erarbeitet und Ihr Inhalt wurde diesen Absichten entsprechend formuliert (bzw. verfasst - Sie gestatten mir doch diese kleine Wortspielerei?). Sie und somit die von Ihnen beinhalteten Artikel sollen in der Ihnen zugedachten Funktion als rechtliche und politische Grundordnung aufgrund der negativen Erfahrungen während der bei Ihrer Einführung nur relativ kurz zurückliegenden "dunkleren" Jahre/Jahrzehnte deutscher Geschichte dafür sorgen, dass dieser neue deutsche Staat namens Bundesrepublik Deutschland stets auf die Bedürfnisse aller darin lebenden Menschen ausgerichtet sein sollte. Durch die in Ihnen festgelegten Grundwerte, die der Freiheitssicherung und der Machtbegrenzung dienen sollen, wurde Ihnen sozusagen eine Schutzfunktion für alle in der Bundesrepublik Deutschland ansässigen Menschen zugewiesen.

Heute jedoch muss man leider feststellen, dass Sie einigen Herrschaften in führenden Politik- und Wirtschaftskreisen inzwischen wohl eher zu einem Dorn im Auge geworden sind. Bei manchen dort zu treffenden Entscheidungen werden Sie anscheinend einfach nur noch als störend empfunden. In den vergangenen Jahren wurden schließlich verstärkt diverse vom Bundestag verabschiedete und nachfolgend erlassene Gesetze von den rotrobigen Richtern des Ihren Namen tragenden Gerichts wegen verfassungsrechtlicher Bedenken, Mängel und gelegentlich sogar Verfassungswidrigkeit mal mehr, mal weniger schnell wieder "einkassiert". Obwohl bei manchen Urteilen wiederum könnten sich auch hin und wieder mal gewisse Zweifel an der Überparteilichkeit und parteilichen Unabhängigkeit der Verfassungsrichterschaft einstellen. Schließlich entscheidet für die Auswahl zur Besetzung eines solchen Richteramtes bei nicht wenigen Kandidaten nicht zuletzt auch das passende Parteibuch  - je nachdem halt, welche Partei gerade die Regierungsmehrheit stellt. Ob solche Richter wirklich immer und ausschließlich nach bestem Wissen und Gewissen die strittigen Artikel, die verhandelt werden müssen, auslegen erscheint mir da dann doch eher fraglich. Sind unter solchen Umständen in Amt und Würden gelangte Juristen wirklich Ihre unabhängigen und unvoreingenommenen Hüter, die sie eigentlich darstellen sollen?

Ihr Name wird auch gern immer wieder mal missbraucht. Unter dem Deckmantel, Sie angeblich schützen zu müssen, werden derzeit sogar demokratisch gewählte Bundestagsabgeordnete von Angehörigen der zu Ihrem Schutz  eingerichteten Behörde überwacht, ja sogar durch die - die eigentlichen Kompetenzen dieser Einrichtung überschreitende - Anwendung geheimdienstlicher Methoden bespitzelt. Darunter befinden sich übrigens sogar Abgeordnete, die Ihre Schützer kontrollieren sollen, damit diese sich zu Ihrem Schutz nicht verfassungswidriger Methoden bedienen. Wenn das nicht mindestens paradox ist weiß ich es auch nicht. Das in Ihnen keine bestimmte Wirtschaftsordnung festgeschrieben wurde wissen Sie ja selbst am besten. Wieso dann Personen oder auch Parteien, die einen Wirtschaftssystemwechsel anstreben, Ihre erklärten Feinde sein sollen will sich mir deswegen irgendwie nicht so recht erschließen.
Naja, und das Ihre Schützer in der "extremen" politischen Gegenrichtung der aktuell überwachten vermeintlichen "Verfassungsfeinde" seit geraumer Zeit bereits über eine nicht unerhebliche Sehschwäche verfügen dürfte für Sie, liebe Verfassung, auch nicht unbedingt etwas Neues darstellen.

Interessant hierbei ist zudem, aus welcher Ecke Ihre Freunde und Beschützer so kommen. In diesem sich eigenmächtig und ungefragt zu Ihrem Freundeskreis zählenden Personenkreis gibt es z.B. einen Chef des Bundeskanzleramts, der Sie unter Ihrem Zweitnamen Grundgesetz als "Scheiß" betitelt hat. Und seine Chefin schwadroniert munter über eine "marktkonforme Demokratie". Das heißt doch im Grunde genommen nichts anderes, als das Sie sich in Zukunft dem Willen der "Märkte", Sie sich also demnächst den Interessen und Bedürfnissen eines - im Gesamtverhältnis gesehen - eher kleinen Bevölkerungsteils, unterzuordnen haben. Davon, dass eigentlich eher die "Märkte" verfassungskonform sein müssten ist aktuell jedenfalls nirgendwo die Rede. Führen wir uns jetzt noch zu Gemüte, dass sich die gnädige Frau Bundeskanzlerin dafür einsetzt, mithilfe des sog. Fiskalpakts die ebenfalls sog. Schuldenbremse in allen Euromitgliedsstaaten in deren Verfassungen und folglich auch in Ihnen zu verankern. Dies würde nicht nur Ihre teilweise Entmachtung beinhalten, sondern zugleich einen tatsächlichen Systemwechsel zugunsten nur einer einzigen daran interessierten Gruppierung bedeuten. Falls Sie über einen Internetanschluss verfügen sollten lesen Sie sich bitte dazu einfach mal diesen durchaus erhellenden Artikel durch: http://www.nachdenkseiten.de/?p=12050

Nehmen wir nun noch den in Ihnen festgeschriebenen Artikel 20 Absatz 1 ein wenig unter die Lupe: Dort heißt es unmissverständlich: "Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat."! Schauen wir uns dazu mal an, was beispielsweise unserem jetzigen Bundesinnenminister unter dem Vorwand des Erhalts der inneren und auch äußeren Sicherheit so für Gesetze vorschweben bzw. was in einigen Bereichen bereits dahingehend in Angriff genommen wurde (Stichworte Überwachung, Einschränkungen beim Demonstrationsrecht usw.). Damit wird doch nichts anderes als ein schleichender Demokratieabbau betrieben, der so ganz nebenbei auch noch wesentliche Freiheits- und Bürgerrechte gleich mit ein- und beschneidet. Das kann doch nicht in Ihrem ureigenen Sinne sein, verehrte Verfassung, oder? Von den im Zuge der von der Vorvorgängerregierung entwickelten und 2005 umgesetzten Agenda 2010 in nicht unbedeutenden Teilen erfolgten starken Einschränkungen bürgerlicher Grundrechte der von ALG II-Bezug betroffenen Menschen - in Ihnen eigentlich für ausnahmslos alle BürgerInnen demgemäß verankert - wollen wir hier besser gar nicht erst anfangen. Wie Ihre rot berobten Hüter in Karlsruhe die betreffenden Artikel interpretieren wird mir sowieso noch lange schleierhaft bleiben.

Das der in Ihnen als solcher bezeichnete und festgeschriebene Sozialstaat vor allem seit Einführung der als "moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt" (auch unter dem Namen eines mittlerweile wegen Veruntreuung von Firmengeldern in 44 Fällen vorbestraften Ex-VW-Vorstandsmitglieds in unseren allgemeinen Sprachgebrauch eingegangenen) eingeführten diesbezüglichen "Reformen" nach und nach immer weiter ausgehöhlt und abgebaut wurde wird Ihnen sicherlich auch nicht entgangen sein. Aber es sagte ja bereits im Jahr 2004 der damalige BDI-Präsident sinngemäß, dass mit dem Fall der Mauer in 1989 endlich die Abrissbirne am Sozialstaat in Position gebracht werden konnte. Die vorgenannten Beispieläußerungen und -handlungen führender Politik- und Wirtschaftsgrößen unter Berücksichtigung der in Ihnen im Art.20 Abs.1 als demokratischer und sozialer Bundesstaat festgeschriebenen Bundesrepublik Deutschland betrachtet lassen für mich jedenfalls nur diesen Schluss zu: Verfassungswidrig denkende, sprechende und handelnde sowie einen Systemwechsel anstrebende Personen sind allem Augenschein nach in einer ganz anderen Richtung zu suchen als auch zu finden als in der weiter oben angeführten Gruppierung der z.Zt. überwachten und bespitzelten Abgeordneten. Vielleicht könnten Sie Ihre persönlichen Leibwächter/Schützer in Bund und Ländern ja mal darauf aufmerksam machen und die Überwachung dieser wahren Verfassungsfeinde energisch anregen. Denn das die eine oder andere an verantwortlicher sowie entscheidender Stelle sitzende Persönlichkeit wohl doch nicht so ganz felsenfest auf Ihrem Boden - also dem unser aller Verfassung - stehen dürfte wie sie vorgibt, sollte auch Ihnen mittlerweile bewusst geworden sein.

Wissen Sie was, liebe Verfassung? Sie tun mir irgendwie leid. Denn wer solche oder sich als solche ausgebende und aufspielende (Verfassungs-)Freunde und Beschützer hat wie Sie braucht nun wahrlich keine Feinde mehr.

Ich wünsche Ihnen, sehr geehrte Verfassung, zum guten Schluss für Ihre und folglich auch für unsere Zukunft als BürgerInnen der Bundesrepublik Deutschland die nötige Kraft und Standfestigkeit gegenüber all Ihren echten Feinden und falschen Freunden. Bleiben Sie stets gefasst und - in Anlehnung an den Standardspruch eines ehemaligen (allerdings in meinen Augen eher scheinheiligen) Fernsehpfarrers -: Passen Sie gut auf sich auf!

Mit freundlichem Gruß

Ein im Jahr 2012 um Sie, Ihre persönliche Verfassung und Ihre Zukunft als demzufolge auch um uns Bürger und Bürgerinnen samt unserer Zukunft besorgter einfacher Bürger aus dem Prekariat der Bundesrepublik Deutschland