Donnerstag, 27. September 2012

Der stolze Herr S.

Herr S. von der SPD ist ein stolzer und selbstbewusster Mann. Er ist stolz darauf, was er in den vergangenen Jahren in und mit seiner Partei alles an großartigem für unser Land bewerkstelligt hat. Gut, er war dabei nicht gänzlich allein am Werk. Die einen oder anderen führenden Genossen, deren Nachnamen z.B. ebenfalls mit S oder auch mit G beginnen, haben ihn dabei dann schon durchaus tatkräftig und bereitwillig ermuntert sowie unterstützt. Aber das tut eh nichts weiter zur Sache.
Nun fordert der gute Herr S. seine Partei dazu auf, endlich ebenso stolz auf all das erreichte Großartige zu sein wie er und dieses durch stärkeres Selbstbewusstsein nach außen hin entsprechend darzustellen.

Schauen wir uns dann einfach mal an, worauf Herr S. denn nun eigentlich so richtig stolz ist und worauf seine Partei endlich genauso stolz sein soll:

- Auf die Herabwürdigung der Lebensleistung jahrzehntelang gearbeitet habender ArbeitnehmerInnen.

- Auf ein staatlich verordnetes Verarmungsprogramm für weite Teile der Bevölkerung.

- Für die Erleichterung und staatliche Förderung unternehmerischen Ausbeutertums.

- Auf die Installierung eines Systems, das immer mehr Menschen dazu zwingt, für ein nichtexistenzsicherndes Einkommen arbeiten zu müssen.

- Auf die Aberkennung jeglicher Menschenwürde, auch noch über den Tod hinaus, sowie die Einschränkung von Grundrechten für länger als ein Jahr Arbeitsuchende.

- Auf die Instrumentalisierung von Erniedrigung, Demütigung, Zwang und Schikane in den für die Arbeitsuchendenverwaltung zuständigen Einrichtungen.

- Auf ein immer weiter sinkendes Rentenniveau bei gleichzeitig immer weiter ansteigendem Renteneintrittsalter.

- Für drastisch gesunkene Staatseinnahmen dank großzügigster Steuergeschenke an Wirtschaft/Industrie und Vermögende.

- Auf die von ihm selbst energisch betriebene Deregulierung der Finanzmärkte sowie auf den Verzicht hinsichtlich entsprechender staatlicher Kontroll- und Aufsichtsmöglichkeiten durch den Staat, wodurch die Großbanken zu ihrer Umwandlung zu reinen Zockerbuden förmlich eingeladen wurden. Folge hiervon sind die hinlänglich bekannten sog. Finanz- und (Staats-)Schuldenkrisen.

Jau, Herr S., das sind wirklich Großtaten, auf die Sie sowie der/die eine oder andere Ihrer Glaubensbrüder und -schwestern innerhalb ihrer Partei wahrlich stolz sein können! Und ich glaube, Sie und besagte Mitgenossen und -innen sind tatsächlich felsenfest davon überzeugt, dass dieser ganze Murks eine herausragende Leistung und dazu noch "richtig und wichtig" gewesen sei. Dieser Stolz ist aller Voraussicht nach somit nicht nur zur Schau getragen, sondern wird zutiefst ehrlich von Ihnen und Ihrer Anhänger- und Unterstützerschaft auch so empfunden. In der Welt, in der Sie und ihre Gesinnungsfreunde leben, mag all das weiter oben angeführte wohl "richtig toll" erscheinen, aber die Lebenswirklichkeit der vielen von Ihren "Reformen" gebeutelten Menschen spricht da eine völlig andere Sprache. Aber mit der Lebenswirklichkeit der einfacheren Menschen darf man Ihnen als auch Ihren Sympathisanten sowieso nicht kommen. Sowas perlt an Ihrer Aalglattheit und persönlichen Eitelkeit ab wie das Wasser von einem Friesennerz.

Dieser Tage erschien der gute stolze Herr S. nun aber mit einem Konzeptpapier unter dem Arm auf der Bildfläche, mit dessen Inhalt er die eine oder andere seiner Glanzleistungen ein wenig zu korrigieren gedenkt. Natürlich nichts, was das Verarmungs- und Ausbeutungsprojekt "Agenda 2010" betrifft, iwo. Das hat Herr S. ja im Gegenteil erneut ausdrücklich in den Himmel gehoben.
Er möchte jedoch mit den in diesem Konzeptpapier zusammengeschrieben Vorschlägen die von ihm selbst mit entfesselten Finanzmärkte zumindest ein wenig "re-deregulieren". Er möchte also versuchen, die von ihm höchstselbst von der Leine gelassenen bissigen Kampfhunde wieder einzufangen, wenigstens ein bisschen jedenfalls.
Tja, was soll der wahlmündige Bürger nun davon halten? Ist das wirklich ernst gemeint? Oder ist dies wie auch der "Bürger-Dialog" seiner Partei lediglich nur ein wahlkampftaktisches Manöver? Soll der zukünftige Kanzlerkandidat S. dadurch dem Wahlvolk schmackhafter gemacht werden: "Schaut her, liebe Leute, ich bin der tollkühne Bankenbändiger!"? Sorry, Herr S., ich nehme Ihnen das alles nicht so ganz ab.

Herr S. weiß doch tief in seinem Inneren ganz genau, dass seine Partei nach der Bundestagswahl im nächsten Jahr höchstens eine Chance hat, den Juniorpartner in einer großen Koalition unter alleiniger Führung der Großen Mutter zu spielen. Somit dürfte Ihm auch völlig klar sein, dass von seinen diesbezüglichen Vorschlägen, auch wenn sie noch so gut erscheinen und tatsächlich ehrlich gemeint sein mögen, so gut wie gar nichts auf die Regierungstagesordnung gelangen wird. Aber um des einen oder anderen unschlüssigen Wählers Stimmchen mehr für seine Partei zu erhaschen, was Herrn S. das erneute Platznehmen in einem weich gepolsterten Ministersessel ermöglichen dürfte, mag dieses Konzeptpapier durchaus nützlich ein. Nichts anderes als reines Wähler-Blendwerk also so wie seinerzeit die Legende vom Herrn S. als "Retter" während der Bankenkrise. Da hat es Herr S. ja ebenfalls sehr gut verstanden, sich selbst dank der quasi binnen 24 Stunden bereitgestellten vielen hundert Steuermilliarden für die in Not geratenen Banken vom Brandstifter zum Feuerwehrmann hochzustilisieren bzw. hochstilisieren zu lassen.
Außerdem - der stolze Herr S. hält ja sehr gern und oft bestens bezahlte Vorträge vor Vertretern der Finanzwirtschaft - minimum 7.000,- Euro Honorar pro Stück. Da wird er doch einen Teufel tun und sich diesen lukrativen Nebenerwerb nicht leichtsinnig durch etwaiges anpinkeln seiner Bankiersfreunde verscherzen. Schall, Rauch, heiße Luft, ein paar Scheingefechte mit führenden Bankern zwecks so tun als ob, simpler Stimmenfang - mehr steckt wohl dann doch nicht hinter diesem "Konzeptpapier zur Regulierung der Finanzmärkte" des stolzen Herrn S. ...

Mir wurden vor kurzem übrigens zwei Jugendfotos zugespielt, die Herrn S. im Alter von etwa 10 Jahren zeigen. Auf diesen Bildern ist er bereits eifrig bezüglich seiner schon in diesem zarten Alter ins Auge gefassten späteren Politikerkarriere am üben (Bild oben: Rede schreiben, Bild darunter:  Rede frei halten):




1 Kommentar:

  1. leider gottes wird es trotz der "großtaten" dieses burschen genügend vertrotteltes wahlvieh geben, daß zumindest einen gutdotierten job in der nächsten groko für den "retter" ermöglichen wird.

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