Donnerstag, 12. April 2012

Menschenautos

Wir Menschen von heute sind Autos. Auto-Menschen sind wir sowieso schon seit Jahrzehnten, aber wir haben auch sonst vieles mit Autos gemein.
Auch wir waren ganz am Anfang unseres Lebens irgendwann einmal eine Neuanschaffung. Wir wurden angemeldet und von unseren ersten "Fahrzeughaltern", -"führern" und -"lenkern" während der ersten Zeit danach in der Regel sorgsam gehegt und gepflegt.

Auch bei uns gibt es unterschiedliche Typen, Modelle und Ausführungen. Viele von uns sind nur Kleinwagen, die Mehrheit ist der Mittelklasse zuzuordnen bzw. lässt sich dieser gern zuordnen und vergleichsweise wenige brausen als Nobelkarossen an uns vorbei. Im Laufe der Zeit wechseln unsere Halter und Lenker und wir werden zum Gebrauchtwagen. Man meldet uns ab, um und wieder an. Und auch wir werden gern immer wieder getuned, frisiert und designed.
Die meisten von uns sollen nun mal eine möglichst hohe Motorleistung aufbringen, dabei dennoch sparsam im Verbrauch sein und auch sonst komplett den Wünschen und Vorstellungen ihrer Halter und Lenker gemäß aussehen und funktionieren.

Ein paar von uns sind dauerhaft auf der Überholspur unterwegs, die meisten tuckern stets auf der Kriechspur vor sich hin und der eine oder andere steht auch immer wieder mal für längere Zeit auf dem Standstreifen. Und wenn wir nicht benötigt werden, dann stellt man uns halt erst mal zeitweilig auf einem Parkplatz oder in der Garage ab.
Je nach weiterem Umgang mit uns bekommen wir auch den einen oder anderen Kratzer im Lack ab und erhalten auch mal die eine oder andere mehr oder weniger starke Delle oder Beule. Gelegentlich kommt es bei den Unfällen des Lebens auch hin und wieder zu Totalschäden, vor allem wenn unsere jeweiligen Lenker als Geisterfahrer unterwegs waren. Zudem rasen gelegentlich einige von uns aufgrund technischer Defekte oder wegen Fehlverhaltens des Fahrzeugführers frontal gegen einen Baum. Das dann nicht selten gegen den einzigen, der im Umkreis von 2km in der Landschaft rumsteht.

Wir holpern auf den Lebensstraßen durch so manches Schlagloch. Im Laufe der Zeit zeigen sich bei uns an etlichen Teilen und Stellen Rostspuren, Abnutzungs- sowie Verschleißerscheinungen und auch wir bedürfen zunehmend regelmäßiger Wartung und Inspektion. Irgendwann sind dann auch wir trotz allem einmal ein Oldtimer. Wenn wir Glück haben gehen unsere Halter und Lenker trotzdem sorgsam mit uns um, in den meisten Fällen jedoch werden wir dann abgestoßen. Man schlachtet uns nun aus, um die letzten noch brauchbaren Teile zu verwenden. Danach rostet der nicht weiter verwertbare und somit in den Augen der meisten anderen Menschen wertlose Rest von uns irgendwo im Stillen vor sich hin, bis wir wirklich nur noch ein toter Haufen Schrott sind.

Eines Tages werden wir schlussendlich auf einen "Autofriedhof" überführt oder in eine Schrottpresse gepackt, wir werden nun endgültig abgemeldet und das, was noch von uns übrig geblieben ist, zerfällt mit den Jahren endgültig bis auf den kleinsten Krümel. Auch von uns bleibt nichts sicht- und greifbares außer vielleicht einigen Fotos zurück und es ist so, als ob wir eigentlich niemals dagewesen sind. Möglicherweise erinnert sich der eine oder andere unserer Halter und Lenker gelegentlich mal an uns zurück, aber meistens sind wir dann doch schnell vergessen. Wir waren eben nichts weiter als ein Gebrauchsgegenstand.
Wir Menschen von heute, wir sind nun mal nur Autos...